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Energieeffizienz & Klimaneutralität

Facility Management: Nutzung: Büro » Nachhaltigkeit » Energieeffizienz

Energieeffizienz & klimaneutraler Betrieb: Bürogebäude

Energieeffizienz & klimaneutraler Betrieb: Bürogebäude

Energieeffizienz und ein klimaneutraler Betrieb sind zu strategischen Imperativen für Bürogebäude geworden. Gebäude verursachen etwa 35 % des Endenergieverbrauchs und 30 % der Treibhausgasemissionen, vor allem durch Heizung, Kühlung und Beleuchtung. Damit ist der Immobiliensektor ein zentraler Akteur bei der Erreichung der nationalen Klimaziele. Das Klimaschutzgesetz schreibt Klimaneutralität bis 2045 vor, mit einem Zwischenziel von 65 % CO₂-Reduktion bis 2030 (gegenüber 1990). Diese ambitionierten Vorgaben, zusammen mit volatilen Energiepreisen, erhöhen den Druck auf das Facility Management, den Verbrauch zu senken.

Ein ganzheitlicher Plan umfasst smarte HLK-Steuerungen, effiziente Beleuchtung, vor Ort erzeugte Erneuerbare sowie Änderungen im Nutzerverhalten. Solche integrierten Maßnahmen senken nicht nur die CO₂-Emissionen erheblich, sondern führen auch zu beträchtlichen Einsparungen bei den Betriebskosten. Vor allem stellen sie die Einhaltung deutscher Vorschriften sicher (z.B. des Gebäudeenergiegesetzes – GEG, vormals EnEV) sowie internationaler Normen (ISO 50001/50002), und verbessern die Leistung in Umwelt‑, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG).

Wichtig ist, dass der Weg zum klimaneutralen Gebäude ein iterativer Prozess ist. Kontinuierliche Verbesserung muss Teil der Unternehmenskultur sein – was heute effizient ist, kann morgen Standard sein, also sollten die Teams stets nach neuen Optimierungschancen Ausschau halten (sei es neue Technologie wie KI-basiertes Energiemanagement oder neue Förderprogramme). Die Botschaft an Facility Manager und ESG-Verantwortliche ist klar: Jetzt anfangen, sich an international anerkannten Standards orientieren und alle – vom Vorstand bis zum Reinigungspersonal – in diese Mission einbinden. So können große Bürogebäude ihren CO₂-Fußabdruck drastisch verringern und gleichzeitig Betriebskosten senken, was sowohl ökologischen als auch ökonomischen Mehrwert liefert. Es bedarf einer Mischung aus Technik, Prozessen und Menschen – doch die Vorteile in Form von Resilienz und Nachhaltigkeit machen die Anstrengungen mehr als wett.

Erfassung des Status quo: Energieprofil & Audits

Energieprofil & Audits

Am Anfang wirksamen Energiemanagements steht die transparente Erfassung der aktuellen Verbräuche. Energieaudits nach DIN EN 16247-1 bzw. ISO 50002 dienen dazu, das Gebäude energetisch detailliert zu analysieren und einen Baseline-Benchmark zu erstellen. In Deutschland sind große Unternehmen (≥250 Mitarbeiter oder >50 Mio. € Umsatz) verpflichtet, regelmäßige Energieaudits nach EU-Energieeffizienzrichtlinie durchzuführen. Solche Audits umfassen eine umfassende Datenerhebung von Verbrauchsdaten, Anlagendokumentation und Vor-Ort-Messungen, um Ineffizienzen und Einsparpotenziale zu identifizieren. Ein Audit liefert damit die Grundlage für die Einführung eines Energiemanagementsystems nach ISO 50001.

Die Ausgangsanalyse wird oft durch den Einsatz von Smart Metern und Untermessungen im Gebäude unterstützt. Deutschland treibt den Rollout intelligenter Zähler voran (geplante Abdeckung ca. 95 % bis 2030), um feinmaschiges Monitoring zu ermöglichen. Durch das Erfassen des Verbrauchs pro Etage und pro Hauptverbraucher können Facility Manager energetische “Hotspots” erkennen. Beispielsweise zeigen Segmentierungen der Verbrauchsdaten häufig, dass HLK-Systeme die größten Energieverbraucher sind, gefolgt von veralteter Beleuchtung in gewerblichen Gebäuden. Untermesser auf jeder Etage übertragen alle 15 Minuten Verbrauchsdaten, wodurch Energievergleiche in Echtzeit zwischen Abteilungen oder Mieterzonen möglich sind. Diese granulare Sichtbarkeit hilft, anomale Lasten aufzudecken (z.B. eine überversorgte Klimazone auf einer bestimmten Etage), die in summierten Daten verborgen blieben.

Die Audit- und Messdaten dienen dazu, Energiebaselines festzulegen – also Referenzverbräuche (kWh), an denen Verbesserungen gemessen werden. Die Baseline wird nach Verbrauchergruppen (Heizung, Kühlung, Beleuchtung, Geräte) und Bereichen aufgeschlüsselt, um eine Energiekarte des Gebäudes zu erhalten. Diese Etagen- und anlagenscharfe Profilierung ist entscheidend, um ineffiziente Betriebsweisen (“Hotspots”) zu identifizieren und Prioritäten für Maßnahmen abzuleiten. Sie schafft zudem Transparenz: In einem Immobilienportfolio lassen sich Gebäude ähnlicher Größe und Nutzung vergleichen, um Ausreißer zu erkennen. Zusammenfassend liefert ein Audit nach DIN EN 16247/ISO 50002 in Verbindung mit Smart Metering eine datenbasierte Ausgangslage und bildet das Sprungbrett für gezielte Effizienzmaßnahmen.

Implementierung eines Energiemanagementsystems (EnMS)

Auf Basis der erhobenen Energiedaten implementieren führende Organisationen ein formales Energiemanagementsystem (EnMS) gemäß ISO 50001. Ein zertifiziertes EnMS nach ISO 50001 bietet einen strukturierten Rahmen (Plan-Do-Check-Act-Zyklus) für die kontinuierliche Verbesserung der energetischen Leistung. Bemerkenswert ist, dass das neue deutsche Energieeffizienzgesetz (EnEfG) große Energieverbraucher (>7,5 GWh/Jahr) verpflichtet, bis 2025 ein zertifiziertes EnMS (ISO 50001 oder EMAS) einzuführen. Dieser regulatorische Impuls unterstreicht, dass systematisches Energiemanagement für große Liegenschaften mittlerweile als Best Practice und nicht mehr als freiwillige Option gilt.

Kern eines EnMS ist das Monitoring und die Analyse von Energiedaten. Moderne Gebäude integrieren Zählerstände in Gebäudeleittechnik (GLT) oder CAFM-Software, um Verbräuche in Echtzeit zu verfolgen. Web-Dashboards zeigen zentrale Leistungskennzahlen wie Energieverbrauch pro Quadratmeter (kWh/m²) und CO₂-Emissionen pro Quadratmeter (kgCO₂/m²) an. So überwachen viele Unternehmen regelmäßig den Strom- und Wärmeverbrauch pro m² und Jahr, um die Effizienz zu beurteilen. Live-Dashboards heben Abweichungen hervor, was eine schnelle Reaktion auf Anomalien ermöglicht (etwa wenn ein HLK-Sollwert versehentlich über das Wochenende hoch blieb). Vergleichende Visualisierungen – z.B. Verbrauch nach Etagen oder im Jahresvergleich – helfen zusätzlich, Trends zu erkennen und die Beteiligten einzubinden.

Ein leistungsfähiges EnMS umfasst auch das Setzen von Zielen (z.B. 10 % weniger kWh/m² in einem Jahr) und das Ableiten von Maßnahmenplänen, um diese zu erreichen. Der Fortschritt wird regelmäßig vom Energiemanager oder Green-Building-Team überprüft. Die Integration mit anderen Systemen ist dabei entscheidend: Gute EnMS-Software zieht automatisiert Daten aus bestehenden GLT-, Prozessleit- und CAFM-Systemen, was manuellen Aufwand reduziert. Sie kann auch Daten von IoT-Sensoren (Temperatur, CO₂, Belegung) einbinden, um den Energieverbrauch in Relation zu Einflussfaktoren zu setzen.

ISO 50001 betont die kontinuierliche Verbesserung: Ein EnMS ist kein einmaliges Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess. Leistungsdaten werden analysiert, um neue Einsparchancen zu finden, und erfolgreiche Maßnahmen werden zum Standard erhoben. Mit der Zeit können durch diesen systematischen Ansatz erhebliche Fortschritte erzielt werden. Viele deutsche Firmen realisieren zudem Nebenbenefits: Ein etabliertes EnMS kann steuerliche Vorteile und Kosteneinsparungen bringen, da der Staat Anreize bietet (z.B. Strom- und Energiesteuer-Rückerstattungen, reduzierte Netzentgelte) für ISO 50001-zertifizierte Betriebe. Ferner sind Unternehmen, die ein ISO 50001-System eingeführt haben, von der Pflicht zu regelmäßigen Energieaudits befreit. Zusammengefasst ermöglicht die Umsetzung eines ISO-konformen Energiemanagementsystems ein Echtzeit-Performance-Tracking, stellt die Einhaltung von Vorschriften sicher und fördert eine Effizienz-Kultur im gesamten Unternehmen.

Effizienzsteigerung der HLK-Technik & Wärmerückgewinnung

Heizung, Lüftung und Klimatisierung (HLK) sind typischerweise die größten Energieverbraucher in Bürogebäuden, daher liefern Optimierungen in diesem Bereich enorme Einsparungen. Deutsche Vorschriften verlangen mittlerweile explizit höchstmögliche Effizienz bei Planung und Sanierung von HLK-Anlagen. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) schreibt vor, dass jede neue oder ertüchtigte Lüftungsanlage mit mehr als 4.000 m³/h Luftleistung eine Wärmerückgewinnung haben muss, um die Abluftenergie zurückzugewinnen. Zudem muss der Luftvolumenstrom bedarfsgesteuert je nach Erfordernis bzw. Nutzung regelbar sein. Diese Vorgaben spiegeln erprobte Techniken wider, die den Energieeinsatz der HLK drastisch reduzieren können.

Eine zentrale Maßnahme ist die bedarfsgesteuerte Lüftung (Demand Controlled Ventilation, DCV). Anstatt rund um die Uhr mit Auslegungsvolumen zu lüften, passt ein DCV-System die Frischluftzufuhr dynamisch an die tatsächliche Belegung und Luftgüte an. CO₂-Sensoren in den Räumen liefern Feedback an die Lüftungsanlagen und stellen sicher, dass nur so viel Außenluft zugeführt wird, wie für die Luftqualität nötig. Damit wird vermieden, dass überschüssige Außenluft (die energieintensiv erwärmt oder gekühlt werden müsste) unnötig ins Gebäude geholt wird, wenn Räume gering ausgelastet sind. Untersuchungen zeigen, dass DCV im Schnitt rund 40 % Lüftungsenergie in Nichtwohngebäuden einsparen kann. Der Hersteller Vaisala gibt an, dass die typischen Kosteneinsparungen durch DCV bei ca. 38 % über alle kommerziellen Gebäudetypen liegen. Neben den Energieeinsparungen führt eine optimierte CO₂-Konzentration in Innenräumen auch zu besserer Luftqualität und höherer Produktivität – ein doppelter Nutzen smarter Lüftung.

Ein weiterer effektiver Hebel ist der Einsatz hocheffizienter Kältemaschinen und Wärmeerzeuger. Der Tausch eines alten Kälteerzeugers gegen einen modernen Kaltwassersatz mit hohem EER (Energy Efficiency Ratio) oder drehzahlgeregeltem Verdichter kann den Stromverbrauch für Kühlung um ca. 30 % und mehr senken. Beispielsweise führt der Ersatz durch einen ölfreien Turbocor-Zentrifugalkühler in vielen Fällen zu ~30 % Jahresenergieeinsparung gegenüber herkömmlichen Kühlern. In ähnlicher Weise können Brennwertkessel für die Heizung mit Wirkungsgraden über 90 % ältere Standardkessel deutlich übertreffen. In vielen Fällen amortisieren sich Investitionen in effiziente HLK-Geräte durch die Energieeinsparung innerhalb weniger Jahre, insbesondere angesichts hoher deutscher Energiepreise. Ebenfalls lohnend ist der nachträgliche Einbau von Frequenzumrichtern an Pumpen und Ventilatoren, um die Förderleistung an den tatsächlichen Bedarf anzupassen – so wird vermieden, dass Motoren ständig mit Volllast laufen, obwohl oft Teillast ausreicht.

Wärmerückgewinnungssysteme sind essenziell, um thermische Energieverluste zu minimieren. In der Lüftungstechnik großer Büros können rotierende Wärmetauscher oder Plattenwärmeübertrager 70–80 % der Wärme aus der Abluft auf die einströmende Frischluft übertragen und dadurch den Heiz- (bzw. Kühl-)bedarf erheblich reduzieren. Wie erwähnt, schreibt das GEG bei größeren Lüftungsanlagen die Wärmerückgewinnung nun quasi verbindlich vor. Die Nutzung der Abluftwärme kann 20–30 % der HLK-Energie einsparen, da die Heizkessel bzw. Kälteerzeuger entsprechend entlastet werden. Einige fortschrittliche Gebäude setzen zusätzlich auf Abluft-Wärmepumpen, die der Fortluft oder der Abwärme von Rechenzentren Wärme entziehen, um damit Warmwasser vorzuwärmen oder die Raumheizung zu unterstützen.

Nicht zuletzt sind eine fachgerechte Inbetriebnahme (Commissioning) und kontinuierliche Wartung entscheidend, um die HLK-Effizienz nachhaltig sicherzustellen. Studien haben ergeben, dass die (Nach-)Inbetriebnahme bestehender HLK-Anlagen 10–30 % Energieeinsparung bringen kann, indem Betriebsfehler behoben und Regelungen optimiert werden. Durch das Einregulieren des Systems – z.B. Abgleich der Volumenströme, Kalibrierung von Sensoren, Überprüfung der Steuerlogik – wird gewährleistet, dass auch neue, effiziente Geräte ihre versprochene Leistung tatsächlich erbringen. Programme zum kontinuierlichen Commissioning nutzen Analysesoftware, um Performance-Abweichungen laufend zu erkennen (z.B. wenn ein Außenluftklappenregler klemmt) und proaktiv nachzusteuern. Im deutschen Facility Management setzt sich ein solch rigoroses Wartungsregime immer mehr durch, da klar ist: Eine effiziente Planung alleine genügt nicht, wenn der Betrieb nicht sorgfältig optimiert wird. Zusammengefasst können HLK-Effizienzmaßnahmen wie DCV, hocheffiziente Aggregate, Wärmerückgewinnung und Commissioning zu erheblichen CO₂-Einsparungen und Kostensenkungen führen – und erfüllen gleichzeitig die Anforderungen der deutschen Klimavorgaben in diesem Sektor.

Intelligente Beleuchtung & LED-Umrüstungen

Auch die Beleuchtung bietet große Potentiale für Effizienzgewinne in Büros. LED-Umrüstungen haben in den letzten Jahren in der Immobilienwirtschaft breite Anwendung gefunden und liefern oft Energieeinsparungen von 50 % oder mehr im Vergleich zu herkömmlicher Beleuchtung (Leuchtstoffröhren, Halogen etc.). Die EU hat diesen Wandel zudem forciert, indem sie den Verkauf der meisten Leuchtstofflampen ab August 2023 verboten hat (gemäß RoHS-Richtlinie) – T5- und T8-Leuchtstoffröhren dürfen seit dem 25.08.2023 in der EU nicht mehr in Verkehr gebracht werden. Infolgedessen ist die Umstellung auf LED nicht nur eine wirtschaftliche Entscheidung, sondern auch eine Notwendigkeit zur Compliance. LEDs benötigen deutlich weniger Strom pro Lumen Lichtstrom und haben eine erheblich längere Lebensdauer (meist >50.000 Stunden), was auch die Wartungskosten und das Abfallaufkommen durch ausgediente Lampen reduziert.

Über die Lichtquelle hinaus steigern intelligente Lichtsteuerungen die Einsparungen und den Komfort. Tageslichtabhängige Steuerungen nutzen Helligkeitssensoren, um künstliches Licht zu dimmen, wenn genügend Tageslicht vorhanden ist. In offenen Büros mit viel Fensterfläche können Dimmer so das Kunstlicht kontinuierlich anpassen, um einen konstanten Helligkeitswert zu halten – das führt zu 20–60 % Energieeinsparung bei der Beleuchtung durch Nutzung des Tageslichts. Dies spart nicht nur Energie, sondern reduziert auch Blendung und schafft eine angenehmere Atmosphäre, da natürliches und künstliches Licht im Gleichklang sind.

Präsenzmelder und Zeitpläne stellen sicher, dass Lichter nur brennen, wenn sie gebraucht werden. So können z.B. Besprechungsräume, Flure und WCs mit Bewegungsmeldern ausgestattet werden, die das Licht nach einer Leerstandszeit automatisch abschalten. Laut Lutron (Hersteller von Steuerungstechnik) sparen Präsenzmelder typischerweise rund 30 % der Beleuchtungsenergie ein; in Bereichen mit geringer Nutzung können die Einsparungen sogar bis zu 60 % betragen. Selbst in stark genutzten Bereichen wie Großraumbüros lassen sich durch einfache Maßnahmen – etwa automatisches Abschalten der Beleuchtung nach Feierabend oder die Anpassung an Reinigungszeiten – deutliche Reduktionen erzielen.

Fortgeschrittene Gebäude setzen auf adaptive Lichtzonen und smarte IoT-Konzepte. Mit vernetzten Beleuchtungssystemen (z.B. DALI-Bus oder auf Ethernet-Basis) kann der Facility Manager fein granulare Zonen definieren, die sich an Belegung und Aufgaben anpassen. Beispielsweise dimmt die Beleuchtung in fensternahen Zonen stärker als in den Kernzonen; einzeln adressierbare Leuchten ermöglichen sogar personalisierte Steuerung (was die Zufriedenheit erhöhen kann). Viele Büros verwenden inzwischen tunable White LED-Beleuchtung, die Farbtemperatur und Helligkeit im Tagesverlauf anpasst, um den circadianen Rhythmus zu unterstützen – das bietet einen menschlichen Mehrwert und reduziert gleichzeitig während heller Mittagsstunden den Energieeinsatz.

In Summe können intelligente Lichtnachrüstungen den Stromverbrauch für Beleuchtung in einem typischen Büro um 50–70 % senken, mit Amortisationszeiten von nur wenigen Jahren – insbesondere vor dem Hintergrund des EU-weiten Phase-out von Leuchtstofflampen. Nebenbei verbessert sich die Lichtqualität (LEDs bieten flimmerarmes, gleichmäßiges Licht), was das Wohlbefinden und die Produktivität der Mitarbeiter steigern kann. Wichtig ist, dass alle größeren Beleuchtungs-Upgrades in Deutschland den einschlägigen Normen entsprechen (z.B. DIN EN 12464 für Innenraumbeleuchtung), um eine ausreichende Beleuchtungsstärke und Vermeidung von Blendung sicherzustellen. Effiziente Beleuchtung ist ein sichtbarer und kosteneffektiver Schritt auf dem Weg zu einem klimaneutralen Gebäudebetrieb.

Smarte Klimasteuerung & Feintuning der Lüftung

Um das Innenraumklima mit minimalem Energieeinsatz zu optimieren, setzen große Büros auf intelligente Thermostatsteuerungen und adaptive Lüftungsstrategien. Traditionelle Festzeitprogramme (z.B. Heizung von 6 bis 20 Uhr durchgehend 21 °C) führen oft zu Überversorgung und Energieverschwendung, wenn Räume leer stehen. Hingegen nutzt eine smarte Klimasteuerung Echtzeitdaten und Automatisierung, um die Bedingungen raumweise feinzujustieren.

Smarte Thermostate und Zonenregler können Belegungsmuster und Nutzerpräferenzen erlernen. Sie senken automatisch die Temperaturen in ungenutzten Zeiten ab und fahren vor Eintreffen der Nutzer wieder hoch. Moderne Systeme nutzen z.B. Bewegungssensoren oder Zugangskartendaten, um zu erkennen, wenn ein Bereich unbesetzt ist, und können dann den Heiz- oder Kühl-Sollwert absenken (das Zulassen einer Abweichung um einige Grad), bis wieder eine Nutzung erfolgt. Indem unnötiges Heizen oder Kühlen leerer Räume vermieden wird, reduziert eine belegungsorientierte Steuerung deutlich die verschwendete Energie. Veranschaulicht: Ist ein Büro am Nachmittag nicht belegt, kann das System lokale Gebläsekonvektoren ausschalten oder VAV-Zonen auf Mindestluftmenge fahren, bis jemand zurückkommt. Hochgerechnet auf ein ganzes Gebäude liefern solche “Absenken bei Abwesenheit”-Konzepte erhebliche Einsparungen, ohne dass die Nutzer einen Komfortverlust spüren – im Gegenteil, dank intelligenter Regelung erleben sie stets behagliche Bedingungen, wenn sie anwesend sind. Wie Green City Times berichtet, können lernfähige, adaptive Thermostate den Energieverbrauch stark reduzieren, ohne Komfort einzubüßen, indem sie unnötiges Heizen leerer Bereiche vermeiden.

Eine weitere bewährte Praxis ist die Temperaturzonierung: die Aufteilung des Gebäudes in verschiedene Klimazonen mit jeweils eigener Regelung. Statt mit einem Thermostat eine ganze Etage zu steuern, erhält man so mehrere Zonen (Großraumbüro, Konferenzräume, Serverraum etc.) mit individuellen Einstellungen. Dadurch wird vermieden, dass z.B. ein Bereich zu stark gekühlt wird, nur um einen benachbarten wärmeren Bereich mit zu versorgen. Die Zonierung geht oft Hand in Hand mit Variable-Air-Volume-(VAV)-Systemen und intelligenten Klappen, die den Luftstrom je nach Zonenauslastung regeln. Deutsche Regelwerke (wie DIN V 18599) fördern solche Auslegung, um Temperaturunterschiede und Energieverluste durch Fehlanpassungen zu vermeiden.

Cleverer Einsatz von nächtlicher Spülkühlung (free cooling) und saisonalen Sollwertanpassungen trägt ebenfalls zur Effizienz bei. Im Sommer kann eine nächtliche Lüftung die Gebäudemasse vorkühlen, indem nachts kühle Außenluft ins Gebäude geholt wird (entweder über die Lüftungsanlage oder bei hybriden Konzepten über automatisch geöffnete Fenster). Dadurch sinkt die Kühllast am nächsten Tag. In Übergangszeiten können Facility Manager die Innenraum-Sollwerte etwas ausweiten (im Sommer minimal höhere Kühltemperaturen, im Winter minimal niedrigere Heiztemperaturen), um die HLK-Laufzeiten zu verringern – meist ohne spürbaren Komfortverlust, wenn dies behutsam erfolgt. Als Faustregel gilt, dass jede Absenkung des Thermostats um 1 °C etwa 5 % Heizenergie einspart, bzw. jede Erhöhung um 1 °C rund 3 % Kühlenergie spart, abhängig von System und Zeitdauer. Smarte Steuerungen können solche Anpassungen dynamisch anhand von Wetterprognosen oder Tarifsignalen vornehmen (z.B. etwas stärker vorheizen vor einer teuren Spitzenlastzeit).

Zudem verstärkt die Integration mit anderen Smart-Building-Technologien den Nutzen. So können z.B. Jalousien automatisiert werden, um an heißen Tagen solare Lasten zu reduzieren oder an kalten Tagen solare Gewinne zu nutzen, was Hand in Hand mit der HLK-Steuerung geht. Eine wirklich “intelligente” Gebäudeleittechnik bezieht Inputs wie Belegung, Temperatur, Luftfeuchte und sogar CO₂-Gehalt mit ein, um mit minimalem Energieaufwand akzeptable Komfortbedingungen bereitzustellen. Viele deutsche Büros – insbesondere jene mit DGNB- oder LEED-Zertifizierung – haben derartige intelligente Steuerungslösungen umgesetzt und berichten von niedrigeren Nebenkosten und verbessertem Nutzerkomfort. Bei der Einführung smarter Klimasteuerung ist es wichtig, die Nutzer durch Change Management mitzunehmen – z.B. zu erläutern, wie die neue Regelung funktioniert, und sie zu ermutigen, dem System zu vertrauen anstatt Thermostate manuell zu übersteuern. Richtig angewandt sind fortschrittliche Klima- und Lüftungssteuerungen ein mächtiges Instrument, um die Zwillingsziele Energieeffizienz und Klimaneutralität zu erreichen.

Photovoltaik vor Ort & Bezug von Grünstrom

Um einen klimaneutralen Betrieb zu ermöglichen, muss die Stromversorgung des Gebäudes dekarbonisiert werden. Große Büroimmobilien erreichen dies durch eine Kombination aus erneuerbarer Eigenerzeugung vor Ort und dem Bezug von zertifiziertem Grünstrom für den Restbedarf.

Viele Eigentümer investieren in Photovoltaik-Anlagen (PV) auf dem Gebäude – üblicherweise auf Dachflächen oder an Fassaden – um direkt vor Ort sauberen Strom zu produzieren. Ein Flachdach eines Bürohochhauses bietet oft Hunderte Quadratmeter Fläche für PV-Module. Zwar deckt eine Dach-PV-Anlage bei einem mehrstöckigen Gebäude meist nur einen Bruchteil des Gesamtbedarfs, aber sie kann tagsüber einen großen Teil der gebäudeeigenen Verbraucher (Beleuchtung, Aufzüge, Kühlanlagen) versorgen. Wo es sinnvoll ist, wird PV mit Batteriespeichern kombiniert, um überschüssigen Solarstrom vom Mittag für spätere Stunden zu speichern und so die Netzlastspitzen zu reduzieren. Das ist insbesondere nützlich, um Lastspitzen am Spätnachmittag abzufedern oder eine gewisse Notstromversorgung zu bieten. Das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) fördert den Eigenverbrauch von Solarstrom, und einige Bundesländer schreiben für Neubauten im Gewerbe schon eine Solardachpflicht vor. Somit ist die Integration von PV sowohl eine Nachhaltigkeitsmaßnahme als auch – zunehmend – ein Punkt der regulatorischen Konformität bei neuen Projekten.

Den Großteil des darüber hinaus benötigten Strombezugs decken Unternehmen durch Grünstrom-Beschaffung ab. Dabei wird 100 % erneuerbarer Strom aus dem Netz bezogen, typischerweise über Ökostromtarife des Energieversorgers oder Power Purchase Agreements (PPAs), die mit Herkunftsnachweisen (Guarantees of Origin, GoOs) unterlegt sind. In Deutschland stellt das Herkunftsnachweissystem des UBA sicher, dass der als „Ökostrom“ gelieferte Strom transparent und ohne Doppelzählung aus erneuerbaren Quellen stammt. Stromanbieter dürfen ihren Kunden Strom nur dann als erneuerbar ausweisen, wenn sie für die entsprechende Menge GoOs im Herkunftsnachweisregister entwertet haben.

Viele deutsche Unternehmen wählen zertifizierte Ökostromprodukte mit Gütesiegeln wie Grüner Strom-Label oder ok-power. Diese Zertifikate gehen über die reine GoO-Erfüllung hinaus – das Grüner Strom-Label fordert z.B., dass 100 % des Stroms aus Erneuerbaren stammen und dass ein fester Anteil des Umsatzes pro kWh in neue EE-Anlagen reinvestiert wird. Solche Label stellen eine hohe Umweltqualität sicher (keine Förderung von Atom- oder Kohlestrom, zusätzliche Anschubwirkung für die Energiewende). Durch den Bezug von Ökostrom mit glaubwürdiger Zertifizierung kann ein Gebäudebetreiber die Scope-2-Emissionen für eingekauften Strom auf null reduzieren, da die Emissionen bilanziell durch erneuerbare Erzeugung kompensiert sind. Dies ist ein wichtiger Baustein für ESG-Berichte des Unternehmens und Initiativen wie RE100 (Commitment zu 100 % erneuerbarem Strom).

Ein weiterer Ansatz, den Vermieter von Multi-Tenant-Gebäuden verfolgen, ist Grünstrom für Mietflächen bereitzustellen. Über grüne Mietverträge oder Direktversorgungskonzepte kann auch der von Mietern verbrauchte Strom aus erneuerbaren Quellen stammen, wodurch die Scope-2-Emissionen sowohl in den Gemeinschaftsflächen als auch in den Mietbereichen gesenkt werden. Einige kommerzielle Vermieter schließen mittlerweile Portfoliogrünstromverträge ab, die all ihre Liegenschaften abdecken, um durch Skaleneffekte günstigere Konditionen zu erzielen. Außerdem wird der deutsche Strommix selbst immer grüner (Ziel: 80 % erneuerbarer Anteil bis 2030), doch echter klimaneutraler Betrieb bedeutet proaktives Sicherstellen, dass der eigene Verbrauch vollständig mit Ökostrom gedeckt ist.

Zusammengefasst können Photovoltaik und Speicher vor Ort den Energiebezug eines Gebäudes direkt senken und das sichtbare Bekenntnis zu Nachhaltigkeit demonstrieren. Gleichzeitig ist eine umfassende Grünstrom-Beschaffung (mit Herkunftsnachweisen und hochwertigen Labels) unerlässlich, um den restlichen Strombedarf mit CO₂-freier Energie zu decken. Diese Schritte reduzieren den CO₂-Fußabdruck des Gebäudes drastisch und bringen es der Klimaneutralität näher – zugleich stabilisieren sie oft die Energiekosten, etwa durch langfristige feste Ökostrompreise.

CO₂-Reduktionsfahrpläne

Die Reise zu einem klimaneutralen Gebäude erfordert einen langfristigen CO₂-Reduktionsfahrplan. Facility Manager und Corporate-Real-Estate-Teams erarbeiten solche Pläne, um festzulegen, welche Maßnahmen bis 2030, 2040 und 2045 umgesetzt werden müssen, um die politischen Vorgaben und eigenen Unternehmensziele zu erreichen. In Deutschland gibt es klare Orientierungsmarken für diese Daten (gesamtwirtschaftlich und für Gebäude) – z.B. 65 % Emissionsminderung bis 2030 und Klimaneutralität bis 2045. Viele Unternehmen beziehen sich auch auf die EU-2050-Ziele oder Brancheninitiativen wie die Net Zero Carbon Buildings Commitment.

Die Aufstellung eines Fahrplans beginnt mit Modellierung von Energie und Emissionen. Anhand des erfassten Ausgangs-Energieprofils wird projiziert, wie sich Verbrauch und CO₂-Emissionen in Zukunft entwickeln – einmal ohne weitere Maßnahmen (Business-as-usual) und in verschiedenen Sanierungsszenarien. Dies hilft, konkrete Ziele festzulegen (z.B. Reduzierung der CO₂-Intensität des Gebäudes auf X kg/m² bis 2030). Deutsche Ingenieurbüros nutzen hierfür Simulationstools (z.B. basierend auf DIN V 18599 oder eigenen Rechenmodellen), um den Einfluss verschiedener Maßnahmen zu bewerten – etwa bessere Wärmedämmung, Austausch der HLK-Technik oder Ausbau erneuerbarer Versorgung. Der Fahrplan enthält in der Regel eine Abfolge von Projekten (kurz-, mittel- und langfristig), die nötig sind, um die Meilensteine zu erreichen. Beispielsweise könnten für das Ziel 2030 Maßnahmen wie Beleuchtungssanierung und GLT-Upgrade bis 2025 vorgesehen sein, gefolgt von einer HLK-Erneuerung bis 2028, um insgesamt z.B. 40 % Emissionsreduktion zu erzielen (tatsächlich strebte Deutschland früher 40 % weniger Gebäude-CO₂ bis 2030 ggü. 2014 an). Der letzte Schritt bis 2045 würde dann tiefgreifendere Eingriffe umfassen, etwa Fassadensanierung oder komplette Umstellung der Wärmeversorgung auf erneuerbare Quellen, um die letzten fossilen Verbräuche zu eliminieren.

Die Einbindung aller Stakeholder ist in dieser Planung essenziell. Eigentümer, Investoren, Mieter, Facility-Teams und Finanzabteilungen müssen den Fahrplan mittragen. Nachhaltigkeitsverantwortliche sorgen dafür, dass der Plan in die übergeordneten Unternehmensziele (z.B. Science Based Targets für Emissionen) integriert wird. Durch regelmäßige Workshops wird Einigkeit über Ziele und Prioritäten erzielt. Es muss ein gemeinsames Verständnis darüber herrschen, welcher Aufwand akzeptabel ist (Mieter müssen etwa zeitweise Sanierungsarbeiten dulden) und wie die Kosten verteilt werden. Hier kommen „Green Lease“-Klauseln ins Spiel (siehe nächster Abschnitt) – sie stellen sicher, dass Mieter bei Effizienzmaßnahmen und Datenaustausch kooperieren, auch über mehrere Jahre hinweg.

Der Fahrplan beinhaltet auch eine finanzielle Planung und Etappierung. Energiesparprojekte erfordern oft upfront Investitionen mit Nutzen über die Zeit. Daher werden Capex-Bedarfe für jede Maßnahme prognostiziert und Wirtschaftlichkeitsrechnungen (Amortisationszeit, ROI) angestellt sowie mögliche Finanzierungsquellen identifiziert. In Deutschland gibt es umfangreiche Fördermöglichkeiten: Die KfW bietet Kredite und Zuschüsse für energetische Sanierungen (auch für gewerbliche Gebäude in bestimmten Programmen), und das BAFA fördert einzelne Technologien wie effiziente Kühlanlagen oder Wärmepumpen. Der Fahrplan sollte solche Fördermittel einplanen, um die Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Außerdem lohnt es sich, die Entwicklung des CO₂-Preises zu berücksichtigen – Deutschland hat einen nationalen CO₂-Preis für Wärmebrennstoffe, der schrittweise steigt. Wer bis 2045 aus fossilen Brennstoffen aussteigt, entgeht langfristig diesen steigenden Kosten.

Damit der Fahrplan auf Kurs bleibt, werden Zwischenschritte terminiert (z.B. Überprüfung 2025, ob 20 % Reduktion erreicht sind, auf dem Weg zum 2030-Ziel). Der Plan sollte als lebendiges Instrument verstanden werden – er wird aktualisiert, wenn sich Technologien weiterentwickeln oder sich Nutzungen ändern. Nicht unerwähnt sei, dass Studien (wie ein vom ifeu 2022 erstelltes Gutachten) zeigen: Klimaneutralität im Gebäudesektor bis 2045 ist mit heutigen Technologien machbar, aber der Pfad ist wegen der kurzen Zeit und langen Investitionszyklen sehr eng. Das unterstreicht die Bedeutung sofortigen und konsequenten Handelns gemäß dem Fahrplan. Ein gut ausgearbeiteter CO₂-Reduktionsfahrplan dient in der Praxis als strategischer Leitfaden, der ingenieurtechnische Lösungen mit den Zielen des Klimaschutzgesetzes verbindet, Finanzierung sichert und allen Interessengruppen (einschließlich Investoren und Behörden) aufzeigt, wie das Gebäude Schritt für Schritt klimaneutral werden soll.

Kompensation unvermeidbarer Emissionen

Selbst nach aggressiven Effizienzmaßnahmen und dem Bezug erneuerbarer Energien können gewisse Emissionen verbleiben – etwa der Dieselverbrauch einer Notstromanlage bei Tests, oder letzte Heizbedarfe an sehr kalten Tagen, wenn noch ein Gaskessel als Backup fungiert. Zur Adressierung dieser unvermeidbaren Emissionen greifen Gebäudebetreiber auf Kohlenstoffkompensation (Carbon Offsetting) als ergänzende Strategie zurück.

Durch den Zukauf hochwertiger Klimazertifikate kann der verbleibende CO₂-Fußabdruck des Gebäudes ausgeglichen werden, indem an anderer Stelle äquivalente Emissionsminderungen oder -entnahmen finanziert werden. Entscheidend ist die Nutzung zertifizierter Kompensationsprojekte, um Glaubwürdigkeit sicherzustellen. Zwei der renommiertesten Standards weltweit sind der Gold Standard (gegründet u.a. vom WWF) und der Verified Carbon Standard (VCS) von Verra. Projekte, die nach diesen Standards zertifiziert sind, unterliegen strengen Prüfungen und unabhängiger Verifizierung der Emissionsminderungen. Insbesondere der Gold Standard verlangt, dass Projekte neben der CO₂-Reduktion auch einen Beitrag zu den UN-Nachhaltigkeitszielen leisten (z.B. Vorteile für lokale Gemeinschaften und Umwelt). Durch die Wahl solcher Offsets halten sich Unternehmen an Best Practices und vermeiden “billige” Offsets fragwürdiger Qualität.

Bei der Kompensation sind Transparenz und Dokumentation von höchster Wichtigkeit. In der Regel berechnet ein Unternehmen zunächst die verbleibenden jährlichen Emissionen (meist in Tonnen CO₂) und kauft dann entsprechend viele Klimazertifikate, die es stilllegt (retired), um diese Menge zu kompensieren. Oft wählt man Projektarten, die zu den eigenen Nachhaltigkeitswerten passen – z.B. Investition in einen Windpark in Indien, ein Aufforstungsprojekt in Afrika oder eine Anlage zur Methangasvermeidung. Entscheidend ist, dass die gewählten Projekte Gold Standard- oder VCS-verifiziert sind. Alle Unterlagen zu den Offsets (Projektdetails, Seriennummern der Zertifikate, Stilllegungsnachweise) sollten aufbewahrt werden für Audits und Berichte. Deutsche Unternehmen veröffentlichen diese Informationen in der Regel in Nachhaltigkeitsberichten oder ESG-Reportings, um darzulegen, wie sie operative Emissionen neutralstellen. Rahmenwerke wie GRI (Global Reporting Initiative) oder das europäische ECORE-ESG-Scoring fordern eine transparente Berichterstattung über Offsets und klare Angaben dazu, welcher Anteil der Emissionsreduktion durch eigene Maßnahmen vs. durch Kompensation erreicht wurde. Im ESG-Kontext sind Offsets als Ausgleich für den letzten unvermeidbaren Anteil akzeptiert, sollten jedoch nicht als Ersatz für echte Reduktionen dienen – oft zusammengefasst in dem Prinzip „vermeiden, reduzieren und nur das Unvermeidbare kompensieren“.

Des Weiteren können Offsets in Mieterkommunikation und Green-Lease-Vereinbarungen einbezogen werden. Ein Vermieter könnte z.B. den Mietern anbieten, an einem gebäudebezogenen Offsetting-Programm teilzunehmen, um die Emissionen ihrer Mietflächen (nach Effizienzmaßnahmen) ebenfalls zu neutralisieren. Für nachhaltig orientierte Mieter, die selbst einen klimaneutralen Betrieb anstreben, kann das ein attraktives Angebot sein.

Es sei angemerkt, dass die Kosten für Offsets, obwohl variabel, im Vergleich zu Energiekosten relativ gering sind – allerdings bedeutet die Wahl nur hochwertiger Offsets, etwas mehr zu bezahlen (Gold-Standard-Zertifikate kosten eventuell 10–20+ € pro Tonne vs. wenige Euro für minderwertige). Die meisten Unternehmen sehen dies jedoch als lohnende Investition in die Integrität ihres Klimaneutralitäts-Anspruchs. Zusammengefasst ermöglicht die Kompensation verbleibender Emissionen über Gold Standard- oder VCS-Zertifikate einem Gebäude, bilanziell einen klimaneutralen Betrieb zu erreichen – vorausgesetzt, dies geschieht mit vollständiger Transparenz. Dieser letzte Schritt, ergänzt durch alle vorherigen Reduktionen vor Ort, demonstriert ökologische Verantwortung und kann die Nachhaltigkeitsbewertung des Gebäudes bzw. Unternehmens bei Investoren, Kunden und Aufsichtsbehörden stärken.

Verhaltensbasierte & operative Energieeinsparmaßnahmen

Technische Nachrüstungen allein schöpfen nicht alle Effizienzpotentiale aus – das Verhalten der Menschen und die Betriebskultur haben erheblichen Einfluss auf den Energieverbrauch. Daher gehören zu erfolgreichen Energiemanagement-Programmen in deutschen Bürogebäuden auch umfassende Nutzerbeteiligung und betriebliche Maßnahmen, um Einsparungen voranzutreiben.

Ein Ansatz ist die Umsetzung von Sensibilisierungskampagnen für Mitarbeiter und Mieter. Dazu zählen z.B. Hinweisschilder in Eingangshallen und Gemeinschaftsflächen mit Live-Anzeige des Energieverbrauchs („Energiedashboard“), Tipps zum Energiesparen oder monatliche „Green Newsletters“ mit Erfolgsberichten. Manche Unternehmen gamifizieren das Energiesparen, indem sie etwa Wettbewerbe zwischen Etagen veranstalten oder Prämien für Abteilungen ausloben, die ihren Verbrauch reduzieren. Wichtig ist, die Energieperformance sichtbar und nachvollziehbar zu machen: Ein Monitor im Foyer, der z.B. die heutigen kWh gegenüber dem Sollwert anzeigt, schafft ein Gemeinschaftsgefühl und einen sozialen Anreiz. Tatsächlich hat sich gezeigt, dass wenn Teams Verschwendung klar vor Augen geführt bekommen, sie stärker motiviert sind, Verbesserungsmaßnahmen zu unterstützen. Transparenz durch Dashboards oder Berichte hilft, Nachhaltigkeit vom abstrakten Ziel in ein greifbares, erreichbares Objekt für alle Gebäudenutzer zu überführen.

Hinsichtlich betrieblicher Maßnahmen gibt es zahlreiche kostengünstige Aktionen, die in Summe viel bewirken. Die Einführung einer strikten Abschaltregelung nachts für Beleuchtung und Geräte ist grundlegend – es muss sichergestellt sein, dass nach Feierabend alle nicht benötigten Systeme heruntergefahren werden. Reinigungskräfte kann man anlernen, immer nur etagenweise das Licht einzuschalten. Büromitarbeiter können ermutigt (oder per Software abgemeldet) werden, ihre Rechner am Abend komplett auszuschalten. Drucker, Kaffeemaschinen und andere Geräte lassen sich über Zeitschaltuhren oder smarte Stecker vom Netz nehmen, um Standby-Verbräuche über Nacht zu vermeiden. Solche Maßnahmen werden oft im Rahmen eines Programms zur „betrieblichen Exzellenz“ vom Facility Management umgesetzt.

Ein weiterer, aufkommender Ansatz ist, Erwartungen an die Energieeffizienz in Mietverträgen festzuschreiben – sogenannte Green-Lease-Klauseln. Zwar gibt es im deutschen Recht keine Pflicht, „grüne“ Klauseln in Mietverträge aufzunehmen, doch werden solche Vereinbarungen zunehmend zum Marktstandard, gefördert durch Brancheninitiativen wie den ZIA (Zentraler Immobilien Ausschuss). Green-Lease-Klauseln verpflichten in der Regel den Mieter, bei Nachhaltigkeitszielen mitzuwirken – etwa Modernisierungsmaßnahmen des Vermieters zur Energieeinsparung zu dulden (mit Regelungen, um Beeinträchtigungen zu minimieren), oder Verbrauchsdaten zum Zwecke des Benchmarks zu teilen. Das deutsche Zivilrecht unterstützt dies teilweise sogar: Mieter sind verpflichtet, energetische Modernisierungen des Vermieters zu dulden und haben während der Maßnahmen nur eingeschränkte Mietminderungsrechte. Ein Green Lease kann auch Abmachungen über den Gebäudebetrieb enthalten, z.B. hinsichtlich der Raumtemperaturen (um Überheizen bzw. Überkühlen zu vermeiden), dem Verbot, Heizkörper zu verstellen oder dem Einsatz energieeffizienter Geräte beim Mieterausbau. Manche Verträge definieren gemeinsame Ziele wie das Erreichen eines bestimmten Energeiausweis-Standards oder einer prozentualen Verbrauchsreduzierung über die Mietdauer. Insgesamt sollen solche Klauseln die Interessen von Vermieter und Mieter auf Nachhaltigkeit ausrichten, so dass Effizienz-Investitionen und -Verhalten beiden zugutekommen. CMS Law weist darauf hin, dass Green-Lease-Klauseln entweder als unverbindliche Absichtserklärungen oder als verbindliche Verpflichtungen formuliert werden können, aber in jedem Fall einen kooperativen Ansatz für einen nachhaltigen Gebäudebetrieb fördern.

Die Einbindung der Nutzer erstreckt sich auch auf Komfort und Gewohnheiten. Maßnahmen wie Nutzung von Sonnenschutz fördern (um Kühlbedarf zu senken) oder flexiblere Kleidungsregeln (damit moderate Raumtemperaturen akzeptiert werden) können ihren Beitrag leisten. Schulungen oder Kurzbriefings für Gebäudenutzer – etwa um zu erklären, wie die neue HLK-Steuerung funktioniert und warum das Aufstellen privater Heizlüfter kontraproduktiv ist – helfen, Fehlverhalten vorzubeugen. Einige Gebäude setzen „Energiebotschafter“ oder grüne Teams pro Etage ein, die auf die Einhaltung einfacher Regeln achten (z.B. Beamer nach Meetings ausschalten, Fenster nicht kippen bei laufender Heizung) und als Ansprechpartner dienen.

Verhaltensbasierte Maßnahmen kosten oft wenig, und auch wenn jede einzelne Aktion nur ein paar Prozent einspart, summiert es sich doch (erfahrungsgemäß lassen sich 5–15 % des Verbrauchs allein durch organisatorische Maßnahmen einsparen). Außerdem sorgt eine motivierte Mieterschaft bzw. Mitarbeiterschaft dafür, dass technische Verbesserungen (wie smarte Thermostate oder Lichtsensoren) optimal wirken statt umgangen zu werden. Folglich ist die Förderung einer energiesensiblen Unternehmenskultur eine unverzichtbare Säule eines klimaneutralen Gebäudebetriebs. Sie bringt die Menschen mit der Technik und den Prozessen in Einklang und stellt sicher, dass nicht der „Faktor Mensch“ die Schwachstelle bei der angestrebten Effizienz ist.

Messung, Verifizierung & kontinuierliche Optimierung

Nach Umsetzung von Effizienzmaßnahmen ist es entscheidend, die erzielten Einsparungen zu messen und zu verifizieren. Hier kommen formalisierte Mess- und Verifikationsverfahren (M&V) ins Spiel, um sicherzustellen, dass die Energieeinsparungen real, quantifizierbar und von Dauer sind. Das International Performance Measurement and Verification Protocol (IPMVP) ist der weltweit anerkannte Rahmen, der Methoden bereitstellt, um Energieeinsparungen von Effizienzprojekten in Gebäuden zu überprüfen. Das IPMVP beschreibt standardisierte Ansätze (Optionen A, B, C, D), um den Energieverbrauch vor und nach einer Maßnahme zu vergleichen und dabei externe Faktoren (Witterung, Auslastung etc.) zu berücksichtigen. In der Praxis hilft IPMVP, die Energie- und Kosteneinsparungen auf Standortebene zu quantifizieren und Vertrauen in die berichteten Ergebnisse aufzubauen. Beispielsweise könnte man für eine LED-Umrüstung mit IPMVP Option B (Isolierte Messung) eine Stichprobe von Stromkreisen vor und nach der Umrüstung messen und die kWh-Ersparnis hochrechnen, während Option C (Gesamtverbrauch) die gesamte Zählerstandsreihe witterungsbereinigt auswertet, um den Gesamteffekt zu erfassen.

Die Implementierung von M&V stellt sicher, dass alle Beteiligten (Geschäftsführung, Investoren, bei Contracting auch Energiedienstleister) den nachweislichen Erfolg der Projekte sehen. Sie deckt auch etwaige Minderleistungen auf – erbringt ein Projekt nicht die erwarteten Einsparungen, wird das durch M&V sichtbar und kann Gegenmaßnahmen (z.B. Nachjustierung, Reparatur fehlerhafter Komponenten) auslösen. Viele Unternehmen setzen einen Richtwert für M&V-Aufwände fest, oft einen kleinen Prozentsatz der Projektkosten, um eine ordentliche Verifikation durchzuführen. IPMVP empfiehlt, dass die M&V-Kosten nicht mehr als 5–10 % der jährlichen Projekteinsparungen betragen sollten, was bei großen Einsparmaßnahmen in der Regel erreichbar ist.

Parallel dazu nutzen Organisationen mit ISO 50001-System die Vorgaben der ISO 50006 für Leistungskennzahlen und Baselines. Die ISO 50006:2014 bietet Leitlinien, wie man Energiekennzahlen (EnPIs) und Energiebaselines (EnBs) definiert, nutzt und fortschreibt. Das ist insofern wichtig, als nach Umsetzung von Effizienzmaßnahmen die ursprüngliche Baseline angepasst bzw. neue Baselines definiert werden müssen, um weiterhin richtige Vergleiche ziehen zu können. Beispiel: Wenn ein Gebäude eine größere Änderung erfährt (Erweiterungsbau, deutliche Nutzerwechsel etc.), muss das Basis-Energiemodell an diese neue Situation kalibriert werden. ISO 50006 gibt hierfür systematische Anleitung, so dass das EnMS die Verbesserungen weiterhin korrekt verfolgen kann. Ebenso enthält sie Methoden zur Normalisierung von Daten hinsichtlich Variablen wie Heiz-/Kühlgradtagen oder Nutzungsintensität.

Kontinuierliche Verbesserung bedeutet, dass nach jeder Runde von Maßnahmen und Verifikation die gewonnenen Erkenntnisse in die nächste Planungsrunde einfließen (zurück in den Plan-Do-Check-Act-Zyklus der ISO 50001). Das Energieteam sollte die M&V-Ergebnisse analysieren: Hat z.B. der Kältemaschinentausch so viel gebracht wie prognostiziert? Falls nicht, woran lag es – war vielleicht die Nutzung höher als gedacht, oder das Wetter außergewöhnlich heiß? Diese Learnings können künftige Projektprognosen anpassen oder zusätzlichen Optimierungsbedarf aufzeigen. Einige Unternehmen gehen dazu über, Monitoring-based Commissioning einzusetzen – dabei werden Schlüsseldaten kontinuierlich überwacht und automatische Fehlererkennungssysteme genutzt, um Anlagen in Echtzeit optimal zu halten, anstatt nur in periodischen Abständen nachzuregeln.

Im deutschen Kontext kann die Einhaltung von M&V-Protokollen auch Voraussetzung für das Inanspruchnehmen bestimmter Förderungen oder für die ESG-Berichterstattung sein. Möchte ein Unternehmen bspw. Einsparungen auf ein Energieeffizienz-Netzwerk anrechnen oder sie im Rahmen von GRESB (Global Real Estate Sustainability Benchmark) melden, untermauern verifizierte Daten die Glaubwürdigkeit. Zudem wird das IPMVP häufig in Energiespar-Contracting-Verträgen referenziert; viele Gebäudehalter beauftragen Energiedienstleister (ESCOs) mit der Umsetzung garantierter Einsparprojekte – diese Garantien werden via IPMVP-basierter M&V abgesichert.

Zusammengefasst sind Messen, Verifizieren und stetiges Optimieren der Schließstein im Energiemanagement-Kreislauf. Sie gewährleisten, dass die prognostizierten Nutzen der Maßnahmen tatsächlich erreicht und gehalten werden. Durch Anwendung der IPMVP-Methodik und der ISO 50006-Prinzipien können Facility Manager ihre Energieeinsparungen validieren (wichtig sowohl zur internen Erfolgskontrolle als auch zur externen Berichterstattung) und die Performance des Gebäudes iterativ weiter verbessern. Diese Disziplin der laufenden M&V sichert die getätigten Effizienz-Investitionen ab und hält die Organisation auf Kurs in Richtung ihrer langfristigen klimaneutralen Zielvorgaben.